Die Edition Beethoven 2000

... diesen Kuß der ganzen Welt

Beethoven und die bildende Kunst

Günther Uecker, Lithographie und Prägedruck für die Beethoven Edition 2000

Beethoven, seine Persönlichkeit, seine Musik haben zu allen Zeiten Künstler zu herausragenden Bildwerken animiert: Max Klingers monumentales Standbild, Gustav Klimts Beethovenfries für die Wiener Secession oder Andy Warhols berühmtes Beethovenporträt sind nur eine kleine Auswahl außergewöhnlicher Kunstwerke.

Die Edition

Neun international renommierte Künstler aus Deutschland konnten wir begeistern, sich auf eine sehr persönliche Art mit dem zeitlosen musikalischen Genius Beethovens auseinanderzusetzen. Lediglich das Format wurde den Künstlern vorgegeben. Mit einem Maß von ca. 80 x 60 cm haben die Blätter eine repräsentative Größe. Jeder Künstler hatte hinsichtlich des Motivs und der Technik alle Freiheiten; es entstanden einzigartige, faszinierende und zum Teil sehr persönliche Werke als Holzschnitt, Radierung, Lithographie, überarbeitete Fotografie oder Siebdruck. Friedhelm Falke fertigte sogar 50 Originale für die Mappe an.

Auflage:

50 Exemplare / Neun Blätter - nummeriert und handsigniert
Format:
ca. 80 x 60 cm in einer exklusiv gestalteten Mappe

EDITION VERGRIFFEN

Die Künstler

Friedhelm Falke, con moto, Unikatserie, Acryl auf Karton für die Beethoven Edition 2000

Friedhelm Falke (geb. 1958) ist nicht nur durch seine Bildwerke, in denen er mit Schichtungen und Überlagerungen arbeitet, bekannt geworden, sondern auch durch verschiedene Kunst-am-Bau Projekte, die er zusammen mit Andrea Ostermeyer realisierte. Seine Bilder sind konstruktiv aufgebaut und erweisen sich bei näherer Betrachtung als Teile eines größeren Ganzen, welches vom Betrachter weiter gedacht werden kann.

Friedhelm Falke schuf ein leuchtendes Blatt, das für ihn am besten die Sinfonien Beethovens umschreibt. Es sind 50 Unikate, die er für die Mappe anfertigte, sie alle gleichen sich nur auf den ersten Blick. Das Motiv, das den Titel "con moto" beschreibt, wird dominiert durch die Schlaufen, die von allen Seiten in das Bild hinein ragen.
Sie sind ein klassisches Motiv bei Friedhelm Falke und finden sich bei vielen Papierarbeiten; zugleich sind sie im Bild Ausdruck für die große Bewegung und die dramatischen Elemente in den Sinfonien Beethovens. Friedhelm Falke hört viel Musik, meist Jazz, aber auch gerne klassische Musik und dann ausschließlich Beethoven.

 

Rebecca Horn (geb. 1944) begeistert seit Jahren das Publikum von New York über Kassel (documenta 7) bis Venedig (Biennale 1997) mit faszinierenden Installationen, die auf sensible und zugleich ausgesprochen eindringliche Weise mit dem Ort und dem Betrachter kommunizieren. Auch ihre Fotografien erzeugen einen suggestiven Sog, dem sich kein sensibler Betrachter entziehen kann.

Rebecca Horn schuf erstmals in einer neuen Technik (mehrfache Übermalung einer Fotografie) ein außergewöhnliches, suggestives Blatt. Es ist ein Selbstportrait, das sie in New York in einer Nachtaufnahme zeigt. Mehrfach hat sie das Blatt in verschiedenen Farben übermalt, es entstanden faszinierende malerische Details. Rebecca Horn offenbart uns ihren sehr persönlichen Bezug zu Beethoven und seinem Violinkonzert.

 

Jörg Immendorff (geb. 1945), Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, in den 60er Jahren Beuys-Schüler, wurde vor allem mit seinen "Café Deutschland" - Bilder dem breiten Publikum bekannt. Immendorff nutzt vorhandene Symbole oder schafft neue und gilt als hervorragender Grafiker. Er verstarb im Alter von 61 Jahren am 28. Mai 2007 in Düsseldorf, wo er bis zuletzt lebte.

Im Siebdruck von Jörg Immendorff ist im Vordergrund der Geiger als Hauptmotiv zu erkennen. Als Struktur des Hintergrundes ist ein Gitterwerk angelegt, das aus Gehstöcken besteht. In die Felder setzt er zwei verschiedene Motive im Wechsel; diese bestehen aus einem stürzenden Reiter und zwei Akrobaten, die je einen umgedrehten Stuhl balancieren. Die Motive des Hintergrundes lassen keinen unmittelbaren Bezug zu Beethoven erkennen: Dies ist bei Immendorff Programm, nutzt er doch seit Jahren Symbole aus unterschiedlichsten Zusammenhängen, um sie neu zu kombinieren. Im Blatt erkennbar ist, daß die Motive als Stempel eingefügt wurden. Immendorff sammelt diese extra von ihm angefertigten Stempel seit Jahren, um sie immer wieder neu in seinen Bildwerken zu nutzen. Das Blatt wird von Kennern als der beste Siebdruck bezeichnet, den Immendorff bisher angefertigt hat.

 

Heinz Mack (geb. 1931) gründete 1957 zusammen mit Otto Piene die Gruppe ZERO, Teilnehmer der documenta II und III und der Biennale Venedig 1970. Seine Wasser-, Licht- und Feuerskulpturen in allen Erdteilen machten in weltbekannt; er realisierte zahlreiche Kunst-am-Bau Projekte und seine Grafiken werden mit großem Aufwand hergestellt. Für einen seiner Siebdrucke werden schon einmal 30 und mehr Siebe benötigt; der Lohn der Mühen sind Farb- und Raumtiefen, die ein großartige atmosphärische Dichte vermitteln.

Das Blatt von Heinz Mack trägt den Titel "Menuett". Es wurde als Siebdruck mit 52 (!) Sieben hergestellt. Als Vorlage dient ein Blatt, das mit Pastellkreiden gearbeitet wurde. Es zeigt eine Partitur aus Farbtönen, die sehr sensibel und ausgesprochen differenziert Musik mit den Augen lesbar und fühlbar macht.

 

Das Werk von Lienhard von Monkiewitsch (geb. 1941), Professor an der Kunstakademie Braunschweig, dreht sich seit der Anfangszeit um das Thema Raum; später entdeckte er für sich mathematische Modelle aber auch den Zufall, die er beide als Grundelemente seiner Werke nutzt.

Lienhard von Monkiewitsch fand sein Motiv durch seine ihm eigene konsequente Anwendung der Fibonacci-Zahlenreihe. Diese werden jeweils als Abstände von den Seiten nach innen gemessen, so daß in der Mitte überraschenderweise ein Quadrat entsteht. Diese Findung des Quadrates ist eine genuine Erfindung von Monkiewitsch. Ein elementares Mittel der konstruktiven Kunst verbindet sich hier mit dem konzeptuellen Ansatz des Errechnens des Bildes. Elementare Bildfarben vervollständigen einen kraftvollen Ausdruck, der in seiner Präsenz, Selbstverständlichkeit und Souveränität mit der Musik Beethovens gleich zu setzen ist. Monkiewitsch schrieb uns zu dieser Arbeit: "Die Farben sind die prächtigsten, die mir einfielen. Rot, Grün und Gelb, bei Malewitsch die drei göttlichen Farben, dazu das Grün, bei Malewitsch eine der beiden Farben des Lebens und das schwarze Quadrat als der Bereich der Empfindung. (...) Zu harmonisch abgestimmte Farbklänge kamen für Beethoven immer weniger in Betracht. Seine Musik empfinde ich bei aller Zartheit, die ich auch an ihr liebe, vorwiegend als gewalttätig und überwältigend, was zur Folge hatte, daß sich mehr und mehr die überwältigenden Farbklänge durchsetzten. Die endgültige Entscheidung trafen Monreal und Poppen, was einem Prinzip vieler meiner Werke entspricht, auch andere Personen beim Zustandekommen mit einzubeziehen.

 

Martin Noël (geb. 1956) zählt zu den zeitgenössischen deutschen Künstlern, die mit der Wiederentdeckung der Hochdrucktechnik durch den Linol- und vor allem durch den Holzschnitt einen eigenen, unverwechselbaren Stil gefunden haben. Seine Motive findet er in der Natur, aber auch den Stadtlandschaften, ebenso wie Werken der Kunstgeschichte, wobei er Details entnimmt und diese in Ausschnitten zu spannungsvollen neuen Bildfindungen führt.

Martin Noël verstarb im Alter von 54 Jahren am 18. November 2010 in Bonn.

Martin Noël hat sich bei seinem Blatt von den Diabelli-Variationen inspirieren lassen. Beethoven hatte auf die Aufforderung Diabellis an verschiedenste Komponisten sich mit einem Thema (einem Walzer) musikalisch zu befassen, nicht nur mit einer Bearbeitung, sondern mit 33 Variationen reagiert. Das Blatt enthält folglich 33 Punkte, die mit dem Finger einzeln ausgeführt sind - eine Analogie zum Fingerspiel auf dem Klavier. Dreißig verschiedene Farben erzeugen einen Farbklang, der vor weißem Hintergrund eine Leichtigkeit entwickelt, die der Musik Beethovens entspricht.

 

 


Auch Rolf Urban (geb. 1958) nutzt den Holzdruck für seine unverwechselbaren Bilder, die einen spannungsvollen Gegensatz von innerer Ruhe und kraftvollem Ausdruck erzeugen. Urban, der bei Markus Lüpertz lernte, läßt immer wieder fragmentarisch Gegenständlichkeit in seinen Bildern zu. Sein sensibler Umgang mit den Grundelementen des Bildes - Linie und Farbe - lassen faszinierende Räume einer eigenen Welt entstehen. Vor allem die Linie ist es, die seine Drucke bestimmen und die er mit hoher Sensibilität setzt.

Rolf Urban hat sich auf der Suche nach einem geeigneten Entwurf mit den Partituren Beethovens beschäftigt. Ausgangspunkt seines Blattes ist der Schluszlig; der Eroica, der dritten Sinfonie Beethovens. Das Ergebnis ist nicht als Musik spielbar, wie Urban, der selbst jahrelang Geige spielte, betont. Das Blatt spielt mit der Verselbständigung der linearen Elemente dieser Partitur, komponiert sie neu zu einem Bildwerk der Musik Beethovens. Es ist eine Weiterentwicklung der Musik mit den Mitteln der bildenden Kunst. Der Druck der Blätter geschieht auf schwarzem Grund mit zwei Holzstöcken und mit Ölfarben; alle Blätter wurden von Rolf Urban eigenhändig gedruckt, so daß sie weniger Grafiken als vielmehr Unikate mit identischen Motiven sind.

 

Günther Uecker (geb. 1930), war zusammen mit Otto Piene und Heinz Mack um 1960 in der Gruppe ZERO vereint, er nahm u.a. an der documenta IV und 1970 an der Biennale Venedig teil. Bekannt wurde er als der "Nagelkünstler", wobei nicht etwa der Nagel, sondern das Licht im Vordergrund des Werkes steht. Dies gilt auch für seine Papierarbeiten, von denen die Prägedrucke als wichtigste eigenständige Gruppe zu nennen ist.

Günther Uecker hat bereits früher einmal ein Plakat für das Internationale Beethovenfest geschaffen. Sein Blatt ist eine sehr seltene und in diesem Format für ihn einmalige Kombination aus Lithographie und Prägedruck. Beides verlangt im Grunde ein gänzlich anderes Papier; dennoch hat Uecker zusammen mit seinem Drucker ein herausragendes Blatt geschaffen. Es zeigt uns eine nicht spielbare Notation, die in ihrer ganzen Dynamik und der Geschwindigkeit ein hohes Tempo der Musik suggeriert. Es ist "Musik zum Sehen", die Günther Uecker uns vorspielt, kombiniert mit den Abdrücken der Nagelköpfe, wie wir es aus anderen Papierarbeiten von ihm kennen.

 

Bernd Zimmer (geb. 1948) kam als Quereinsteiger zur Malerei, eroberte dann ab 1980 die Kunstwelt mit seinen z.T. großformatigen Landschaften, die wegen seiner Freundschaft mit Salomé, Middendorf und Fetting vereinfacht bis in die jüngste Zeit noch den "Neuen Wilden" zugerechnet werden. Die Landschaft ist nicht etwa Motiv im Sinne der klassischen Landschaftsmalerei, sondern vielmehr inspirierender Ausgangspunkt neuer Bildfindungen. Wichtig sind daher für ihn die unmittelbaren Erfahrungen auf zahlreichen Reisen. Zimmer geht es auch darum, durch Farbe Raum zu erzeugen.

Das Blatt von Bernd Zimmer, eine lebhafte farbige Landschaft mit dem Titel "Pastorale", ist ebenfalls als Holzschnitt ausgeführt. Bernd Zimmer druckte persönlich in seinem Atelier dreifarbig von drei Holzstöcken: eine Garantie für die intensive Farbwirkung, die das Blatt auszeichnet. Zugleich erhalten die Blätter durch die Handschrift Zimmers einen deutlich sichtbaren Unikatcharakter. Über das Motiv sagt Zimmer selbst: "Er (Beethoven) schwebt - wie seine Musik - über der lichtdurchfluteten Landschaft - einer dramatischen Berglandschaft."

 

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