Verwaltungsneubau VIVAWEST, Gelsenkirchen
Kunst + Bau Wettbewerb
Auftraggeber: Vivawest Wohnen GmbH
Architektur: JSWD Architekten
Teilnehmende KünstlerInnen: Matthias Geitel, Yvonne Goulbier, Christoph Hildebrand, Inges Idee, Michael Jäger, Paul Schwer, Peter Zimmermann
Im Rahmen eines Kunst + Bau Wettbewerbes suchte die Wohnungsbaugesellschaft VIVAWEST nach einer künstlerischen Gestaltungslösung für die Kommunikationsebene ihres Erweiterungsbaus am Campus Nordstern. Sieben Künstlerinnen und Künstler wurden im April 2017 von KUNST RAUM KONZEPTE zu einem Kunst + Bau Wettbewerb eingeladen. Nach Vorstellung von VIVAWEST sollten die Innenwandflächen der Flurzone, die von außen als prägendes Gebäudemerkmal zum Campus hin sichtbar sind, gestaltet werden.
Siegerprojekt: Paul Schwer "Chamäleon – Colored Interactiv"
Das interaktive Kunstwerk erstreckt sich über die gesamte Kommunikationsebene. An den Wandflächen sind mehrere Elemente installiert, die angesichts des Standortes eine vage Assoziation zu Förderbändern wecken. Gestalterisch greifen sie die Struktur und den Aufbau des Haupthauses auf. Die einzeln mit LED hinterleuchteten Felder der Elemente sind in lebendigen Farben bemalt. Kreuzend begegnen sich die bandartigen Farbfelder an zwei Hauptachsen des Flurs. Auch im angrenzenden Landschaftspark Nordstern finden sich diagonale und sternförmige Wegeachsen. Mit diesen wiederkehrenden Formen und Linien schafft der Künstler eine Verbindung zwischen der Architektur, der Geschichte von VIVAWEST und deren Ausrichtung in die Zukunft.
Matthias Geitel „Neues Gold“
Die künstlerische Gestaltung von Matthias Geitel konzentriert sich auf die Kommunikationsebene und bezieht das Foyer mit ein. Zur Realisierung sollen eine dreiteilige Wandzeichnung und eine an diese angelehnte Lichtarbeit kommen, die sowohl im Innenbereich Akzente setzt, als auch ihre Wirkung im Außenbereich entfaltet. Inhaltlich orientiert sich der Entwurf am Aufgabenfeld von VIVAWEST. VIVAWEST nimmt Teil an dem großen Umgestaltungsprozess des alten Kohle-Reviers. Das „neue Gold“ ist nicht unter Tage zu finden. Entsprechend ist die neue Kunst eine fortstrebende, raumgreifende Struktur, die variabel interpretiert werden kann: Als Ansicht einer vielgestaltigen urbanen Landschaft mit hervorgehobenen Räumen, als eine Stadt mit Wohneinheiten von VIVAWEST, als Kommunikationszeichnung, als architektonisch-städtebauliche Flächengestaltung und schließlich als
interessante abstrakte Struktur bestehend aus Linien, Leerstellen, Begegnungen und Variationen.
Yvonne Goulbier "Ohne Titel"
Zur räumlichen Gestaltung und Gliederung der Innenwand installiert Yvonne Goulbier 16 Leuchtwände - Lichtraummalereien. Auf den linken, vier und sechs Meter tiefen Flurbereich entfallen sechs große Leuchtwände in unterschiedlichen Formaten. Auf den rechten, vier und zwei Meter tiefen Flurbereich entfallen zwei größere und acht kleine Leuchtwände, die in dem schmalsten Bereich wie Vitrinen wirken. Die verschiedenen Formate greifen die vorhandene Gliederung durch Türen und die unterschiedlichen Flurbreiten auf. Sie gliedern und rhythmisieren durch ihre klaren Konturen die sehr lange, für sich gesehen flächig wirkende Innenwand. Dadurch wird die Architektur der Kommunikationsebene lebendig und erlebbar.
Christoph Hildebrand „Flöze“
Das Kunstwerk von Christoph Hildebrand besteht aus insgesamt 15 ca. 3m großen Neonzeichen, die abwechselnd in unregelmäßigen Zeitintervallen von 5 bis 30 Minuten abwechselnd aufleuchten und verschiedene Lebensaspekte "beleuchten": Natur, Familie, Revier, Arbeit und Kultur. Auf den ersten Blick, komplex, wenn man sich darauf einlässt, visuell reich und voller Abwechslung. Angesprochen werden die Menschen, die hier leben, vor allem aber die Mitarbeiter und Kunden von VIVAWEST. Man könnte die Arbeit als Porträt der "Menschen im Revier" sehen aber nicht mit Augen, Nase, Mund und individuellen Gesichtszügen . . . sondern mit ihrem Charakter, Antriebskräften, besonderen Eigenschaften und Qualitäten.
Inges Idee „Schlüsselpositionen“
Der alltägliche, aber metaphorisch aufgeladene Gegenstand Schlüssel bildet den Ausgangspunkt des Entwurfs von Inges Idee. Die gesamte Wandsituation wird als ein zusammenhängendes Tableau begriffen. Als strukturierendes Element fungieren 12 skulpturale Aufhängungen, die, in geordneten Abständen und auf gleichbleibender Höhe, der durch Versprünge und Türöffnungen unterbrochenen Flurzone ein beruhigendes und taktgebendes Element verleihen. An den unterschiedlichen Positionen werden farbig-transparente Cluster platziert, die sich aus verschiedenen Schlüsselformen und Anhängern generieren. In diesem Entwurf geht es um das Verhältnis von Struktur und Individualität. VIVAWEST als Anbieter stellt strukturell Wohnraum bereit, die individuelle Klientel sieht sich in den personalisierten Schlüsselbünden repräsentiert. Funktion und Geschäftsbereich der VIVAWEST werden mit der spezifischen architektonischen Situation unter Verwendung des metaphorisch aufgeladenen Gegenstandes Schlüssel zu einer stimmigen, übergreifenden Installation zusammengeführt.
Michael Jäger „Fritz und Martin“
Für die Kommunikationsebene wird eine großflächige Wandmalerei mit einer integrierten Lichtinstallation vorgeschlagen. Der Titel der Arbeit lautet „Fritz und Martin“, eine stille Hommage an die beiden Architekten, Schupp&Kremmer, die das ursprüngliche Gebäude von Zeche Nordstern geplant und gebaut haben. Für die Erarbeitung der Wandmalerei wird hier auf „typische“ Gestaltungsmuster, Tapeten, der letzten 60 Jahre zurück gegriffen. Diese Formen wurden aufgenommen und umgewandelt, zu einem sich dynamisch entwickelnden Raum-Wand-Bild. Der lange Gang auf der Kommunikationsebene wird durch die sich immer wieder anders entwickelnden großen Farbebenen unterschiedlich strukturiert. Große ruhige Flächen werden durch räumlich vielfältige Muster abgelöst. Bewegt sich der Besucher der Kommunikationsebene vor der zweiteiligen Wandmalerei, werden die unterschiedlichsten Farbräume erlebbar.
Peter Zimmermann "Ohne Titel"
Peter Zimmermanns Vorgehensweise beruht auf der Modifikation eines Motives, auf das er bei seiner Recherche gestoßen ist: Ein historisches Foto, das einen Bergmann beim Abbau von Kohle untertage zeigt. Die dargestellte Raumsituation ist zwar Arbeitsplatz, könnte aber in ihren Dimensionen auch einem Wohnraum entsprechen. Insofern spiegelt es eindrücklich die Vergangenheit und das aktuelle Arbeitsfeld von Vivawest Immobiliengesellschaft wider. Dieses Ursprungsfoto wurde durch mehrere grafische Filter modifiziert und soweit abstrahiert, bis anstelle der Gegenständlichkeit nur noch farbige Formen übrig geblieben sind. Das Bild ist bewusst vollflächig auf die Wand proportioniert, um als eine Art Wandmalerei für die Mitarbeiter und Besucher ein optisches Erlebnis darzustellen.